bke-Elternberatung

bke-Elternberatung anonym
kostenfrei
datensicher
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.

Alle müssen mal aufs Klo!

Die Sauberkeitsentwicklung bei Kita-Kindern

„Mama Anne findet, dass ihre kleine 3-jährige Lotta doch nun endlich mal keine Windel mehr bräuchte. Sie hat keine Lust mehr, immer wieder die Windeln zu wechseln – nur Lotta findet Windeln prima. Und immer wenn Mama Anne fragt, ob Lotta es denn nicht mal ohne Windeln probieren möchte, kommt ein lautes „Nein“. Natürlich wäre es Mama Anne lieber, wenn Lotta mit Begeisterung „Ja“ ruft. Denn überall im Internet und im Bekanntenkreis hört Mama Anne von Kindern, die mit zwei Jahren einfach so keine Windel mehr brauchen. Das scheint so normal zu sein. Mama Anne fragt sich: Ist meine Lotta denn nicht normal?“

Viele Eltern, wie Mama Anne fragen sich:
Wann werden Kinder trocken?
Warum kommen andere schon
ohne Windel aus und mein Kind nicht?
Wie lange dauert das Trockenwerden?
Wie kann ich es unterstützen?
Ab wann sollte das Töpfchen zum Einsatz kommen?
Wann werden Kinder trocken?

Die Sauberkeitsentwicklung ist ein ganz normaler Schritt in der kindlichen Entwicklung.


Jedes Kind ist anders. Und so ist es auch beim Trockenwerden. Dein Kind bestimmt selbst, wann es trocken werden möchte bzw. kann. Denn dies kann es erst, wenn es bestimmte Phasen seiner Entwicklung durchgemacht hat. Diese Phasen können auch unterschiedlich lang bei jedem Kind andauern. Beschleunigen lassen sich der Zeitpunkt und die Dauer durch die Eltern nicht.

In dem Buch Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt beschreibt Herbert Renz-Polster dafür vier Phasen:

Phase 1: Das Kind bemerkt, dass in seinem Bauch etwas passiert. Das hat auch etwas mit der Hirnreifung zu tun, denn das Kind muss sich bewusst werden, muss spüren, dass da gleich „was losgeht“. Es nimmt sich selbst als Verursacher von eigenen Handlungen wahr.

Phase 2: Das Kind zieht sich zum Blase/Darm entleeren etwas zurück, versteckt sich beispielsweise unter dem Tisch oder unter einer Decke.

Phase 3: Das Kind sagt Bescheid, dass es sein Geschäft gemacht hat und die Windel voll ist.

Phase 4: Erst jetzt sagt das Kind vorher Bescheid, dass es mal muss. Und erst hier wäre der Zeitpunkt für ein Töpfchen oder einen Toilettensitz.

Kein Wunder angesichts dieser vielen Entwicklungsaufgaben, dass der Zeitpunkt, an dem Kinder in Sachen Sauberkeit wirklich selbstständig sind, von Kind zu Kind so verschieden ist.

Wie können Eltern bei der Sauberkeitsentwicklung unterstützen?

Bleiben Sie entspannt und geduldig. Das eine Kind lernt schneller laufen als das andere, und so ist es beim Trockenwerden auch. Es empfiehlt sich, als Eltern ruhig zu bleiben, auch wenn dein Kind noch weiter fröhlich in die Windel macht und andere schon keine mehr brauchen.

Auf Zeichen des Kindes achten

Beobachte dein Kind. Es zeigt an, wenn es „gleich losgeht“. Manche Kinder zittern kurz davor. Andere machen eine ruckartige Bewegung. Typisches Verhalten kann ebenso ein Beinverkreuzen oder die Hände zwischen die Oberschenkel Halten sein. Auch an einer Änderung des Atemrhythmus, plötzlichem Erröten, Unruhe, einem konzentrierten Gesichtsausdruck oder Innehalten können Eltern erkennen, dass ihr Kind jetzt gleich »muss«. Beim „großen Geschäft“ sind diese Zeichen noch deutlicher.

Nutze den Neugier- und Entdeckerdrang deines Kindes

Kinder sind von Geburt an neugierig. Sie wollen alles ausprobieren und verstehen, wie etwas funktioniert. Zeig deinem Kind das Klo oder auch das Töpfchen, erkläre, was da passiert. Vermittle deinem Kind, dass der Toilettengang etwas ganz Natürliches, Selbstverständliches ist, was nicht tabuisiert wird. Dein Kind will alles nachahmen, all das machen, was auch die „Großen“ tun. Lass dein Kind dich beim eigenen Toilettengang begleiten, so lernt es, dass der Vorgang nicht als etwas (un-) heimliches gesehen wird. Das Klo sollte von deinem Kind durch deine liebevolle Begleitung als „Ort der guten Erfahrungen“ kennengelernt werden.

Nicht Schimpfen

Bitte bleib gelassen, wenn dein Kind es ab und an nicht rechtzeitig zur Toilette schafft und doch immer mal einnässt. Ganz am Anfang ist es schwer für dein Kind, die Zeit richtig einzuschätzen, zwischen „Merken, dass ich muss“, den Weg bis ins Bad und dann noch die Hose runterziehen, auf Toilette oder Töpfchen setzen und „Pipi machen“. Mach kein Drama draus, sonst verbindet dein Kind das Trockenwerden mit Stress. Und Stress ist nie gut beim Lernen.
Vor allem beim Spielen kann es häufiger zu „Unfällen“ kommen. Kinder sind dann so im Spiel versunken, dass sie „das Geschäft“ übers Spielen vergessen und erst an der nassen Hose bemerken, dass sie ja eigentlich mal müssten. Hier können ein freundliches Gesicht und stetes Erinnern und Begleiten zum Toilettengang helfen.

Mach es deinem Kind leicht

Ein kindgerechtes Klo und „klogerechte“ Kleidung können deinem Kind helfen, dass es in seiner Sauberkeitsentwicklung selbständig und eigenverantwortlich agiert.
Bodies können eingetauscht werden gegen Unterhosen, die dein Kind leicht alleine hoch und runterziehen kann. Und nichts ist frustrierender, wenn das Kind stolz aufs Klo marschiert und an den Knöpfen des fummeligen Bodies scheitert.
Den „Ort des Geschehens“ kannst du kindgerecht einrichten.
Für die Toilette kannst du eine WC-Kindersitz-Auflage und einen kleinen Hocker verwenden, damit dein Kind leichter hinkommt. Oder du organisierst ein Töpfchen, falls dein Kind eher dies bevorzugt.
Und zum guten Schluss…

… zwei Kinderbuchempfehlungen zu diesem Thema.

Alle müssen mal aufs Klo
Katie Daynes
Illustrationen: Marta Alvarez Miguens
Usborne Verlag
ISBN 9781782325741

Was hast du in deiner Windel?
von Sandra Grimm
Loewe Verlag
ISBN: 9783785577356

Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Sie können die Sauberkeit Ihres Kindes weder erzwingen noch antrainieren – Sie können sie aber begleiten und unterstützen. Sie lernen von und mit Ihnen in liebevollen Beziehungen. Und das ist ausschlaggebend, damit Lernen gelingen kann. Auch das Trockenwerden.

Sie haben noch Fragen zum Thema Trockenwerden?

Dann kommentieren Sie hier unter dem Blogbeitrag oder lesen und kommentieren Sie in unserem Elternforum.

3 Kommentare

  1. Meine Tochter, 3, hat seit vor Weihnachten die Windeln verabschiedet und geht zuverlässig fürs Pipi aufs Töpfchen – das macht sie ganz toll. Seit dieser Zeit will sie nun aber das große Geschäft weder in die Windel noch ins Töpfchen machen und hält es vehement zurück, um dann nach ca. 2-3 Tagen immer nachts im Schlaf groß in die Windel zu machen.
    Ich bin schon mit ihr immer, wenn sie sagt, dass sie denkt Stuhlgang haben zu müssen, zum Töpfchen, haben uns dort hingesetzt und versucht über die Gefühle im Körper zu reden die man dabei hat oder Geschichten gelesen – aber ohne Erfolg. Es geht nie ins Töpfchen – immer nachts in die Windel, völlig unbewusst… Ich weiß da nicht, was ich machen kann.

    1. Liebe Katja, vielleicht braucht Ihre Tochter einfach noch ein bisschen Zeit. Wenn Ihre Sorgen aber überwiegen, melden Sie sich gerne bei den Kolleginnen und Kollegen der bke-Onlineberatung, dort suchen Sie dann gemeinsam einen für Sie passenden Weg damit umzugehen.
      Viele Grüße

Schreibe einen Kommentar

BKE