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Die gemeinsame Mahlzeit -der Weisheit letzter Schluss?

Gemeinsame Mahlzeiten

Mutter, Vater oder Eltern sitzen gemeinsam mit den Kindern am Tisch, um das Frühstück, ein Mittagessen oder meist das Abendessen gemeinsam einzunehmen. Zeit miteinander verbringen, am Leben der Kinder teilnehmen, erfahren, wie der Tag der Partnerin oder des Partners war und was die Kinder Tolles erlebt haben. Und natürlich das oft aufwendig und liebevoll zubereitete Gericht genießen. Eigentlich traumhaft, oder?

Ist es wirklich so?

Oft sieht es im wirklichen Leben der Familien weniger rosig aus: Der vierjährige Paul füllt die Nudeln samt selbstgekochter Tomatensauce in seine Apfelsaftschorle, während die Mutter versucht, der zweijährigen Anna Nudel für Nudel schmackhaft zu machen. Die verschmäht sie jedoch und schlägt der geduldigen Mama lachend den Löffel aus der Hand und „verziert“ so die Küche „in Tomaten-Rot“. Gleichzeitig kippt Paul seine Nudel-Apfelschorle um. Sie ergießt sich mit dem festen Inhalt über den gesamten Esstisch. Der Vater kann noch schnell sein Handy, welches ausnahmsweise mal am Tisch liegt, weil er einen wichtigen Anruf erwartet 😉, vor der Überschwemmung retten. Schnauzt Paul beim ruckartigen Aufstehen an und versucht die Sauerei in den Griff zu bekommen. Befriedungsversuche der Mutter scheitern. Als alles beseitigt ist, ist das Essen kalt und der Genuss im Eimer. Klar, bevor’s ins Bett geht, sind alle wieder gut miteinander und am nächsten Tag geht das Procedere wieder von vorne los. Tag für Tag das gemeinsame Abendessen -und das soll der Weisheit letzter Schluss sein?

Gemeinsame Mahlzeiten im Kleinkindalter

Bei Kindern im Kleinkindalter kann das ganz schön nervenaufreibend sein. Die Familie kommt nach der morgendlichen Verabschiedung meist abends aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten wieder zusammen. Jeder hat Unterschiedliches erlebt. Ein schlechter Tag bei der Arbeit kann Eltern gereizt oder schlechter Stimmung sein lassen. Der Nachmittag mit den Kindern war vielleicht angenehm, die Stimmung im Zuhause ist ausgelassen und fröhlich. Dann prallen zwei Welten aufeinander. Nicht jeder Erwachsene oder Elternteil -sei er auch noch so reflektiert und pädagogisch versiert- kann seine Stimmungen und Launen immer steuern. Vollkommen verständlich! Geht es dann turbulent zu beim Abendessen, kann die abendliche Familienstimmung schnell hinüber sein. Die gute Nachricht: Schade, aber kein Beinbruch!

Klar, das muss nicht so sein, vor allem nicht immer. Solche ungeliebten Stimmungen und Momente dürfen auch zum lebendigen Familienleben dazugehören. Familie ist nicht immer so harmonisch, wie wir uns das als Eltern vielleicht erträumen. Soll sie auch nicht, denn am Zoff entwickelt sich die Familie auch weiter.

Nun aber zurück zu den gemeinsamen Mahlzeiten, die ja unser Ausgangspunkt waren… Wirklich der Weisheit letzter Schluss oder eine heilige Kuh?

Frühes Abendessen und gemütliche Mahlzeit zu zweit

Mal ganz frech gefragt: Warum nicht mal die lieben Kleinen etwas früher mit Speis und Trank versorgen, dann mit Gute-Nach-Geschichte ratz-fatz ins Bettchen. Und danach ein schönes Abendessen zu zweit, ohne das Remmidemmi der Kinder. Ganz in Ruhe beim Essen plaudern oder vielleicht auch mal wieder wie früher den Fernseher anmachen, so richtig pädagogisch wertlos 😉. Und womöglich noch ein Glas Wein dazu… Alles ist erlaubt, was Ihnen guttut! Sind wir mal ehrlich, wäre das nicht ein kleine und feine Traumvorstellung? Frei nach dem Motto: „Geht’s den Eltern gut -geht’s den Kindern gut“? Also ich würde es Ihnen von Herzen gönnen, sich ab und an mal diese Freiheit zu nehmen! Erfahrungsgemäß finden das Kinder auch nicht so übel, denn es ist auch für sie mal eine Abwechslung und zudem könnte man Ihnen ja dabei auch gleich ihr -hoffentlich einfaches- Lieblingsgericht kredenzen. Da braucht man kein schlechtes Gewissen haben!

Wenn Eltern auch im Alltag mal alleine essen und es sich dabei gut gehen lassen, bleiben noch genügend Gelegenheiten fürs gemeinsame Mahl!

Vorschlag: Suchen Sie sich einen Abend unter der Woche, am besten auch noch am Wochenende aus für Ihr Experiment. Probieren Sie’s aus, als Eltern muss man das Genießen hin und wieder neu erfinden .

Und noch etwas: Der Wert einer gemeinsamen Mahlzeit im Kreise der Familie wird dadurch keineswegs geschmälert oder in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil, durch Ihre Aussicht auf die gechillten Mahlzeiten zu zweit am Tisch werten Sie die Mahlzeiten mit den Kindern auf. Können vielleicht gelassener bleiben, was auch den lieben Kleinen zu Gute kommt. Immer mit dem Blick auf das regelmäßig nahende Dinner for two.

Jugendliche mal aufs Zimmer schicken

Jugendliche genießen es auch, ab und an mal in ihrem Zimmer essen zu dürfen -ganz offiziell. Ohne die Eltern, die es ja eh nie lassen können, sie auszufragen. Worauf Jugendliche bekannterweise ja nicht so stehen. Zudem dienen wir ihnen -wenn wir als Eltern mal den Tisch für uns zu zweit schön decken -auch als Modell dafür, dass es wichtig ist, für sich selbst zu sorgen und sich etwas Gutes zu tun.

Probieren Sie’s aus. Kann ja eigentlich nix schiefgehen. Nur Mut und natürlich guten Appetit! 😊

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